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Das keltische "Lullaby"
Weisen aus einer anderen Welt

FIONA MACLEOD


Die Stimmung, welche durch diese Lieder weht, ist von keltischem und z.T. sogar vorkeltischem Lebensgefühl geprägt. Fast vergessen im Laufe der Zeit, aber bewahrt von den Müttern und Kindermädchen fand sie zum Ende des 18. Jahrhunderts ihre poetische Stimme in der schottischen Dichterin FIONA MACLEOD.
Sie war eine der faszinierendsten Frauengestalten ihrer Epoche,  Schon mit ihrer ersten Buchveröffentlichung wurde sie zur Sprecherin und Führerin einer keltischen Renaissance erhoben. Forscher suchten ihre geheimnisumwitterten Spuren -  denn sie schrieb aus dem Unbekannten, trat nie als Person in Erscheinung, kam nur mittels Briefen in Kontakt zur Welt. Unzählige Verehrer schwärmten für ihre Verse und für ihre Person, sie aber suchte die Liebe in einer anderen Gestalt - Liebe in ihrer sinnlich-heidnischen Form ist zwar die Grundlage ihres Schreibens, wird bei ihr überhöht zu MIRDHEI, einer Art allesumgreifenden Ekstase: "die Leidenschaft, die tiefer als Leidenschaft ist und den Körper vergessen läßt; der Traum, der jenseits des Träumers liegt."
Zu ihrer Person verriet sie nur soviel:

"Ich bin vor mehr als tausend Jahren in dem fernen Reich des Gälentums geboren, das als die Hügel der Träume bekannt ist. Dort habe ich den größten Teil meines Lebens verbracht. Der Name meines Vaters ist Romantik, und meine Mutter heißt Traum. Ich besitze kein Bild meiner Heimat, doch ist diese leicht zu finden, denn sie liegt genau unter der Wölbung des Regenbogens im Westen. Auch von mir selbst kann ich kein Foto schicken. Das letzte, das ich besaß, fiel in die Heide und ist nun ohne Zweifel in die Waben der wilden Bienen gelangt...."  [Das ferne Land..., a.a.O.,S.9]
Ihre Verehrer hielten diese Briefzeilen für dichterische Überhöhung, doch es war die reine Wahrheit. Denn eine Menschenfrau namens Fiona Macleod war diese Dichterin nicht, als solche hatte sie nie existiert. Sie entstand aus der Feder William Sharps und lebte in seinem Herzen. Sie war ein Pseudonym, nein mehr als das, denn W.Sharp hatte als Mensch die doppelte Belastung auszuhalten, seine eigenen Werke wie auch die Fionas zu veröffentlichen. Aber es ist Fiona, die ihn inspiriert und ihre Werke haben anfangs sogar mehr Erfolg als seine eigenen. Doch der Erfolg bleibt beiden nicht versagt.
Mit "Pharais" dem ersten Werk, das unter dem Namen Fionas erscheint, wird eine neue literarische Bewegung in Schottland ausgelöst. es gründet sich eine Gälische Liga und Unzählige machen sich auf, durch Fionas Geschichten begeistert, und entdecken ihre keltischen Wurzeln. Doch wo war Fiona? Warum trat sie nicht hervor? Nur ganz wenige vertraute Freunde wußten um die Doppelexistenz. - "Sollte das Geheimnis entdeckt werden, so stirbt Fiona", hatte der Schriftsteller einmal geäußert. Sie war seine innere Weiblichkeit, eine extrem  ausgeprägte Anima, um es mit den Worten C.G.Jungs zu sagen; Emma Jung schreibt ausführlicher über das "Phänomen Fiona".

Der Hintergrund für Fionas Entstehung war aber folgender, und ich möchte jetzt zwei Erklärungen aufführen, die einfache und logische zuerst: William hatte eine Kinderfrau aus den Highlands, "die ihm alte keltische Sagen und Geschichten aus dem Elbenland erzählte und gälische Lieder vorsang; sie vermittelte ihm dadurch  nicht nur Erzählstoffe, sondern auch den diese durchwehenden Geist aus ""Träumen und Tränen."" [Das ferne Land, S.10]

Später verbrachte er viele Monate in der rauhen,  aber vielfältigen Natur des Landes, an der See und auf der Insel Arran, in den Highlands und auf den Hebriden. Der Junge schloß Freundschaften mit Fischern, Hirten, Wandermusikanten und sogar zu einem jener altertümlichen Zigeunerstämme, die es nur auf den britschen Inseln gibt. Er zog mit diesen Nomaden einige Monate durch die Heide. Da William gälisch sprechen gelernt hatte, konnte er das Vertrauen der einfachen Menschen dort gewinnen. Er erfuhr von ihnen Lieder und Geschichten und Schicksale.... so kam William zu Fiona durch seine Biographie, ausgelöst von der ersten weiblichen Person, welche sich mit ihm befaßte.

Und jetzt die poetische Erklärung:
William selbst - nicht Fiona - berichtet übrigens, daß ihm als Kind an einem See in den Highlands eine schöne weiße Waldfrau erschienen sei, die er als Kind "Sternauge" nennt und später die "Dame vom See". Wäre es so undenkbar, daß ihm wirklich ein höheres Wesen erschienen ist, das meinetwegen auch durch die Lieder der Kinderfrau zu ihm Kontakt hielt?
Ein Gegner der Mystik wird jetzt einwenden: "Das ist doch alles nur in seinem Kopf passiert!" Ich entgegne dem, "nein, in seinem Kopf war er William Sharp, Bankangestellter und späterer Schriftsteller. Fiona - oder die Fee - lebte in seinem Herzen."
Daß an diesem, immerhin doch konkreten Ort unserer Welt höhere Wesen wohnen oder gelegentlich zu Besuch kommen können, sollte uns nachdenklich machen. William Sharps jedenfalls wurde durch die Worte der Fee, mit dem ersten Wiegenlied, auf den Weg eines schöpferischen und reichen Lebens geführt. weiter
  



 
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aktualisiert am 15.12.02

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