Forum Meditativer Tanz - Folklore - Sakraler Tanz
Informationen, Tänze, Angebote, Beiträge + Material
 

Das keltische "Lullaby"
Weisen aus einer anderen Welt

Ambivalenz und Dissoziation


3. Ambivalenz
Mit dem Lullaby werden auch ambivalente Inhalte angesprochen. Häufig finden wir auch in den Wiegenliedern anderer europäischer Kulturen Aussagen, die zunächst gar nicht so geeignet erscheinen, ein Kindlein in den Schlaf zu wiegen: „.. und die Hexenkinder schlafen auf den flachen Steinen, und sie fauchen und sie schreien, keiner wiegt sie ein...“ (finnisch) Oder „Über Felder, über Auen fließt des Tereks Flut. Der Tschetschene schleicht am Strande, wetzt sein Messer gut...“
Von Gefahr kann dann im Lied die Rede sein, von Bedrohung durch Räuber oder übernatürliche Mächte, die aber letztlich gebannt wird, in Lermontows bekanntem Lied „Bajuschki Baju“ durch den Vater; im Hexenkinderlied durch die Bevorzugung und das Wohlergehen der Menschenkinder. Hier das finnische Lied (folgt, suche noch den Text)
Indem die Ängste ausgesprochen werden, sind sie schon halb "gebannt", ihrer Abgründigkeit beraubt. Es handelt sich um jenen psychologischen Mechanismus, welchen C.G.Jung einmal gemeint hat, als er vorschlug, man solle beängstigende oder bedrohliche Gefühle und Stimmungen mit einem Namen versehen, so daß man sie leichter erfassen und bewältigen kann.


4. Dissoziation
Die Texte der Lullabys können auch dissoziierend wirken, so daß das Kind von den Inhalten weggelenkt wird zu den Klängen und zum (Zauber-)Rhythmus. Diese Methode wird auch bei der modernen Hypnosetherapie mit großem Erfolg angewendet.

Hush Little Baby, Don´t Say a Word

"Hush little baby, dont say a word
Your papa is buying you a mocking bird
And if the mocking bird doesn´t sing,
Your papa is buying you a golden ring ..."
usw. die Inhalte der Strophen wechseln ständig und es werden immer neue Begriffe genannt, bis die Aufmerksamkeit des Kindes nachlässt.

Auch andere Feenlieder oder Lieder magischen Inhalts wirken dissoziierend; z.B. das bekannte folgende irische Kinderlied "There was a man of double deed". „Wie bei vielen der besten Kinderlieder besteht der Text aus magischen Formeln, die simpel zu sein scheinen, aber sich bei genauerer Betrachtung als Wunderwerke in der Art der japanischen Zaubermuscheln erweisen.“ [F.Hetmann, a.a.O.S.131]   Die offenkundig magische Handlung umschreibt einen Schadenszauber.

                             There was a man of double deed
 
There was a man of double deed
who sowed his garden full of seed:
When the seed began to grow
´twas like a garden full of snow;
When the snow began to fall,
Like birds it was upon a wall;
When the bird began to fly,
´twas like, a shipwreck in the sky;
When the sky began to crack,
´twas like a stick upon my back;
When my back began to smart,
´twas like a penknife in my heart;
And when my heart began to bleed,
´then I was dead and dead indeed.
................ Ein Mann, der doppeldeut´ges tat,
der sät´ im Garten Zaubersaat.
Als die Saat wuchs in die Höh,
war´s  wie ein Garten voller Schnee.
Als der Schnee herniederfiel,
war´s Vogelsang und Liederspiel.
Als die Vögel flogen nach droben,
war´s wie ein Scheitern am Himmel oben.
Als der Himmel dann zerbrach,
ein Schlag mich in den Rücken traf.
Als mein Rücken begann zu schmerzen,
stachs wie ein Messer mir im Herzen.
Als mein Herz zu bluten begann,
da lag ich still und tot sodann.

Übersetzung  W.D.- Heller. s. Anmerkung bei der Einführung.

weiter

 

 
zum Anfang dieser Seite

zur Inhaltsübersicht 
 

 


Sponsorin dieser Seite: Tuja Heller
aktualisiert am 15.12.02

Copyright und Bildnachweise