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Das keltische "Lullaby"
Weisen aus einer anderen Welt

Die Entstehungsgeschichte eines "Fairy Lullaby"



Eine ehrwürdige Tradition verlangte von jedem Kindermädchen der MacLeods von Skye in Schottland, daß es das „Dunvegan Lullaby“ singen konnte. Der Grund dafür ist eine alte Legende, und diese lautet folgendermaßen:
Als im 15. Jh. die Gemahlin des Ian Borb ein Kind hatte, kam eine Fee zu Besuch in ihr Schloß. Ihr zu Ehren wurde übrigens der berühmte Feenturm im Schloß Dunvegan benannt. Sie nahm das Kind, sang ihm das Lullaby, legte es in die Wiege zurück und verschwand.
Natürlich war ein Kindermädchen im Raum, als dies geschah. Es konnte aber nichts unternehmen, sondern berichtete, daß es während der Anwesenheit der Fee im Raum durch einen Zauberspruch „festgebannt“, d.h. unfähig war, sich zu rühren oder gar zu rufen. Aber das Mädchen konnte eines tun, nämlich aufmerksam beobachten und zuhören. Und so hatte sie das Lied der Fee sich eingeprägt und konnte es aus dem Gedächtnis weitergeben, zur Freude ihrer Zuhörer und der Kinder.
 
 
............ Im An Coineachan, einem vergleichbaren Fairy Lullaby, heißt es :

„An dieser Stelle habe ich meinen Liebling verloren, und jetzt suche ich ihn überall. Ich suchte und fand die Fährte des braunen Otters, die Spur des silbernen Schwans, die Stapfen des gefleckten Kalbes, aber ich fand meinen Liebling nicht. Auch als ich vom Bergnebel eingehüllt war, vermochte ich meinen Liebling nicht zu finden.“ 

Diese typisch keltische Verhüllung (wir finden sie merkwürdigerweise am anderen Ende der Welt, in den chinesischen Zaubergeschichten wieder), das Verschwinden des / der Geliebten in den Formen der Natur, wo er allgegenwärtig und doch unerreichbar erscheint, ist eines der ergreifendsten Liebesmotive englisch/schottischer/irischer Liedkunst. 

So suchen sich die Liebenden Etain und Midhir  in unzähligen Wiederverkörperungen als Tautropfen, als Biene, als Blütenzweig, immer wieder getrennt und auf neue vereint; ihre Lebensfahrt kennt nur ein Ziel, sich mit dem anderen wieder zu vereinen. 

Wir sollten daran nicht zu strenge rationale Maßstäbe anlegen, etwa: "Gibt es so etwas wirklich?" Die Liebenden wissen es besser. Sie spüren, daß sie in einem aufregenden und endlosen Universum daheim sind, auf der Suche - letztlich nach was?


"Ich war schon hier zuvor. Nur wann und wie das war, das weiß ich nicht.
Ich kenn das Gras dort drüben überm Tor, Geruch und Sicht,
dies klagende Getön, am Strand dies Licht.

Du warst schon mein zuvor, nur vor wie lang aus dem Gedächtnis schwand.
Doch grad, als du zum Schwalbenflug empor den Hals gewandt,
Fiels´ ab und alles war mir vorgekannt.

War dieses so zuvor? Und ist´s nicht, weil die rückläufige Zeit
Die Liebe unsrer Leben mitbeschwor, mit Tod im Streit,
Und Tag und Nacht noch einmal ein Glück leiht?"

"Auf einmal Licht", D.G.Rossetti in der Übersetzung von A.von Bernus


Es gilt, den Zauber wahrzunehmen und ein Stück davon in sich zu bergen. Der Mythos ist im keltischen Lebensgefühl allgegenwärtig und greift in das alltägliche Leben hinein: "Das geschieht in Inisfal, wo die Menschen durch Astlöcher... und Baumgabeln hineinsehen in die Geisterwelt und die Geister durch Astlöcher und Baumgabeln hineinsehen in die Menschenwelt...." (Werner Helwig,a.a.O.)  Ebenso ist es mit dem Geschenk der Feen. Entweder wir werden still und lauschen und spüren es, oder wir können es bleiben lassen. In den Griff - denkerisch oder erfahrungsmäßig - bekommen wir das Phänomen nicht.
 

"Denn die Welt ist ein Geistgefäß
Das Zupacken zerstört sie."
Laotse


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aktualisiert am 18.02.02

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